Unser Reifenprüf-& Nachfüllgerät in der Flugleitung funktioniert wieder.
Die Reifen des Flugzeug führen ein unscheinbares Dasein, erst recht, wenn sie unter einer Verkleidung verborgen sind. Etwas Sorgfalt und vor allem Luftdruckprüfungen verhelfen ihnen zu einem längeren Leben.
Einfach hat es so ein Flugzeugreifen nicht im Leben: Es wird von ihm erwartet, dass er Beschleunigungen und heftige Verzögerungen hinnimmt, Hitze ebenso wie klirrende Kälte. Außerdem setzen ihm UV-Licht, Salzluft, Öl und Schlaglöcher zu. Und auch während seiner Ruhezeit kann er nicht wirklich entspannen, dann nämlich lastet auf wenigen Quadratzentimetern Gummifläche die gesamte Masse des Flugzeugs.
Die tägliche Prüfung, wie sie die Reifenhersteller empfehlen, ist in der
Praxis wohl wenig realistisch. Sollte aber der Verdacht aufkommen,
dass etwas mit dem Reifen nicht stimmt, verschafft die protokollierte
Kontrolle an mehreren aufeinander folgenden Tagen einen Überblick über
den Druck-verlust. Wenn der Reifen routinemäßig in 24 Stunden mehr als
fünf Prozent verliert, ist eine eingehendere Ursachenforschung angesagt.
Bedenken sollte man, dass der Reifen auf Wechsel der
Umgebungstemperatur reagiert. Das wird dann besonders wichtig, wenn der
Flug in eine andere Klimazone führt, wo eine Bodentemperatur herrscht,
die um 27 Grad Celsius oder mehr von dem Startplatz abweicht. Dann
sollte der Druck vorher angepasst werden in Richtung des Minimalwerts
für das Ausgangsgebiet. In der anderen Klimazone sollte der Druck
wiederum angepasst werden, wenn sich die Reifen an die Temperaturen dort
gewöhnt haben. Bei der Rückreise geht es dann umgekehrt.
Der
Reifenhersteller Goodyear sagt in seinem „Aircraft Tire Care"-Handbuch,
dass eine Veränderung in der Umgebungstemperatur um drei Grad Celsius
eine Veränderung des Reifendrucks um ein Prozent zur Folge hat.
Goodyear
sagt auch, dass man neu montierte Schlauchreifen während der ersten
Woche ganz besonders im Auge behalten sollte. Denn es könnte sein, dass
während der Montage Luft zwischen Schlauch und Reifeninnenseite
eingefangen wurde, die nun nach und nach entweicht und einen zu
niedrigen Luftdruck zurücklässt.
Vorsicht ist aufgrund des hohen
Drucks im Flugzeugreifen angesagt, wenn eingedrungene Fremdkörper oder
große Schnittstellen untersucht werden. Im Zweifelsfall besser die
Stelle markieren und vor der Untersuchung die Luft ablassen.
Flugzeugreifen
sind deswegen auch gefährdeter gegenüber scharfkantigen Gegenständen
und Schlaglöchern. Beim Rollen heißt es daher, nach solchen
Stolperfallen Ausschau halten. Die Reifen danken es außerdem mit
längerer Lebensdauer, wenn nicht übermäßig schnell gerollt wird und die Kurven nicht zu eng genommen werden.
Auch
wenn es heißt „Wir wollen fliegen und nicht fahren": Die Reifen sollen
uns sicher in die Luft und auf den Boden bringen. Etwas Aufmerksamkeit
haben sie verdient.
aerokurier Ausgabe 11/2012